· 

Poesie Juni 2021

Am Boden bleiben

 

Am Boden bleiben

während du um dich alles an die Decke fliegen spürst

wissen, wo jetzt oben und unten ist und für wen, weil manche sagen Schmerz ist inbegriffen im Akt der Erkenntnis, der Transformation

vielleicht fühlst du dich nur richtig hier weil deine Fehler plötzlich Anklang finden.

sonst nur unverstanden, inkompetent

sonst nur kiloweise Steine auf Fessel und Herz

sonst nur Stille

doch hier, aus der Dunkelheit, Applaus

 

An irgendeinem Punkt findest du dich selbst

die Wunde die du getragen hast

hinterfragend

Wagst du - den Einstich?

wahrscheinlich

bin das nur ich

weil ich mich nicht anschaun lasse

ich will nicht behaupten dass das der Grund ist warum ich Dinge tun kann. es ist der Grund warum ich nie glücklich damit bin.

kein guter Grund,

sich das in voller Absicht aufzubürden, deshalb, also, würde ich nicht wollen dass es so aussieht als wäre das was es ist, you know, ohne kontext.

 

 

 

 

Meere und Elefanten

 

"Kann ich mal kurz mit dem Kapitän sprechen?"

 

Ich wäre aufgrund der nächsten Bewegung beinahe über die Reling gefallen, aber der Himmel ist so schön blau und voller Wolken, da fühle ich mich fast aufgefangen. Irgendwo in mir finde ich ohnehin alle Antworten, weiß schon was passieren wird. Die Arbeit ruft, die Städte rauchen. Ich muss husten. Doch sind es noch ein paar Wochen zum Festland. Und ich werde es nicht herausfordern, zu aller erst werde ich mich ins Gras legen und intensiv alle Sicherheit, die die Erde gibt in mich aufsaugen.

 

Meine Vorstellungskraft war früher zumindest ein bittersüßer Trost in schwierigen Zeiten. Doch nun, selbst wenn ich träume sind da noch zwei Meter. An einem Ort wo ich alles haben könnte - noch zwei Schritte zum Mond. Warum sollte ich dort nicht meine Füße in blau schimmerndem Sand vergraben können? Warum sollten die Möwen dort keinen guten Nistplatz finden?

 

Pervers, zu leiden, unter der natürlichen Gabe des Menschen, sich Dinge so nahe gehen zu lassen, wie sie es weder sollten noch dürften. Jetzt liege ich wach und kann mich nicht zurück in den Traum sehnen. Ihr Geschrei dringt selbst durch geschlossene Fenster, doch ich öffne sie denn ich brauche noch kurz die Klarheit der Nacht.  Zumindest gibt es jetzt noch die Erinnerung zu genießen, die Idee eines Gedankens in dem ich noch fliegen durfte, ohne Abstand - wenigstens in der Fantasie. Wie die Möwen: auf dunklem Morgenblau. Doch langsam verblasst auch dieses Bild. Ein ungelenker Sturz und mir werden gleich mehrere Hände gereicht. Was für ein Wellengang! Ich nicke. Ob Meere oder Elefanten ist dann auch schon egal.